Die Fesseln der Männlichkeit: Warum der Glaube an unerschütterliche Stärke uns schwächt
"Indianer kennt keinen Schmerz!", "Ein Mann weint nicht!", "Du bist doch kein Mädchen! Sei ein Mann!" – Wer hat diese Sprüche nicht schon mindestens einmal in seiner Kindheit gehört? Sie transportieren ein Bild davon, wie ein Mann zu sein hat: stark, beherrscht, unerschütterlich.
Das Bild des starken Mannes – Ein gefährliches Ideal
Eine gewisse Stärke von einem Mann zu erwarten, ist nicht grundsätzlich verkehrt – der starke Vater, der schützende Partner – doch dieses Bild verinnerlichen viele Männer als Ideal, das es zu erreichen und vor allem aufrechtzuerhalten gilt. Ein Abweichen davon würde einem Versagen gleichkommen und könnte Spott und Häme nach sich ziehen.
Männer und der Umgang mit Emotionen
Genau hier beginnt das Problem. Dürfen Männer auch mal schwach sein? Dürfen sie Schmerz empfinden, egal ob physisch oder psychisch? Können sie darüber sprechen, ohne ausgelacht oder respektlos behandelt zu werden? Diese ständigen Zweifel und Ängste führen dazu, dass viele Männer ihre Probleme nicht teilen. Stattdessen suchen sie nach anderen Wegen, um mit ihrem inneren Druck umzugehen – oft durch Kompensationsmechanismen wie Alkohol oder Drogen. Der Konsum bietet zwar kurzfristige Erleichterung, gießt aber auf lange Sicht nur Öl ins Feuer.
Verdrängung und ihre Folgen
Der ständige Druck, immer "funktionieren" zu müssen und keine Schwäche zeigen zu dürfen, kann dramatische Folgen haben. Es kommt zu Ausbrüchen von Aggression, ungewöhnlichem Verhalten und emotionaler Abschottung. "Der hat sich nicht unter Kontrolle!" oder "Warum wirst du immer so laut?" sind typische Reaktionen aus dem Umfeld – was bleibt, ist Scham. Und mit der Scham folgt der Entschluss, die Gefühle noch tiefer zu vergraben, noch besser zu kontrollieren. "Ich muss weiter funktionieren. Ich darf nicht aus der Reihe tanzen. Sonst bin ich kein Mann."
Ein neuer Weg: Mut zur Verletzlichkeit
Was muss passieren, damit Männer lernen, gesünder mit ihren Emotionen umzugehen? Der erste Schritt ist das Bewusstsein: Die Erkenntnis, dass auch Männer nicht aus Stein sind. Es erfordert Mut und wahre Stärke, sich einzugestehen, dass man traurig sein darf, dass man verletzt werden kann, dass man Hilfe braucht. Ist es nicht viel kontrollierter, sich dieser Gefühle bewusst zu sein, anstatt sie zu ignorieren und sich in problematischen Bewältigungsstrategien zu verlieren?
Wahre Männlichkeit liegt nicht darin, keine Schwäche zu zeigen – sondern darin, sich seiner selbst bewusst zu sein und sich die Erlaubnis zu geben, Mensch zu sein.
Unterstützung für Männer: Ein Raum für Veränderung
Man sollte sich als Mann selbst ein guter Freund sein und nicht eine strafende Figur, die einen noch mehr runterzieht. Das fängt bei der Akzeptanz für sich selbst an und hört beim inneren Dialog auf. Auf dieser Basis kann man seine Probleme auf eine gesunde Art und Weise angehen und auch verarbeiten.
Genau hier setze ich in meiner Praxis in Eschborn an. Ich habe mich auf psychotherapeutische Interventionen und Lösungsstrategien für Männer spezialisiert und biete einen Raum, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten – für Themen wie: Beziehungen, Aggression und Wut, Persönlichkeitsentwicklung (Orientierung), Probleme mit der Vaterrolle, Arbeitsprobleme, Selbstwert und Selbstvertrauen sowie die daraus entstehenden psychischen Belastungen. Denn auch Männer haben das Recht, ihre Probleme zu bearbeiten und Hilfe von externer Seite anzunehmen, ohne sich dafür schämen zu müssen. Wir Menschen sind soziale Wesen und ohne den anderen können wir nicht wirklich existieren.
Jeder von uns trägt seine Lasten – doch niemand muss sie allein tragen. Den Mut aufzubringen, Hilfe zu suchen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Akt wahrer Stärke. Wenn Sie spüren, dass es an der Zeit ist, sich Ihren Herausforderungen zu stellen, bin ich da, um Sie auf Ihrem Weg zu begleiten. Gemeinsam können wir die Fesseln lockern, die Sie zurückhalten. Der erste Schritt mag klein sein, doch er kann alles verändern.
Autor: Franco Canzio HPP
Haftungsausschluss: Die in diesem Blog geteilten Informationen dienen lediglich allgemeinen Informationszwecken und ersetzen keine professionelle medizinische oder psychotherapeutische Beratung. Für spezifische gesundheitliche oder psychische Anliegen sollte ein qualifizierter Facharzt oder Therapeut konsultiert werden. Der Autor übernimmt keine Haftung für die Anwendung der hier beschriebenen Inhalte.